Die Kunst, heiter zu bleiben

Krieg, Klima, Krise – so vieles verdunkelt derzeit unser Leben. Wie kann man trotz allem eine innere Gelassenheit behalten?

loading icon

0%

Q768

Auf den Bildern des Zeichners Sempé sieht man um relativ kleine Menschen ungeheuer viel Platz, entweder leeres Weiß, eine große Stadt oder einen riesigen Strand. Kleine Leute im großen Raum, der nie bedrohlich wirkt, sondern immer voller Hoffnung.

Die kleinen Menschen sind intensiv mit dem beschäftigt, was sie gerade tun. Sie hängen Gedanken nach, tanzen, blicken aufs Meer hinaus. Die Kinder scheinen im Spiel versunken.

All die nicht schönen Gefühle, die zu unserem Leben ge­hören, sind in den Zeich­nungen ent­halten, irgend­wo tief drin – aber sie sind ver­wandelt in etwas Glück­licheres.

ZEIT-Autor Axel Hacke begleitet schon lange die Sehnsucht nach solcher Heiterkeit. Wenn er den Begriff hört, denke er immer zuerst daran, wie gern er ein heiterer Mensch wäre, ge­lassen, ent­spannt, leicht durch die Tage schwebend.

Aber wir leben in anstren­gen­den Jahr­zehnten, sind bedroht von Klima­wandel, von Putin und von China, vom wirt­schaft­lichen Nieder­gang. Alles scheint schwierig, be­droh­lich, furchtbar. Der Zeitgeist ist ernst.

Hacke fragt sich: Ist unsere Gesell­schaft mittler­weile gefangen in einer von Angst und depressiven Ver­stim­mun­gen geprägten Grund­haltung? Hat sie uns vergessen lassen, dass Heiter­keit immer eine Möglich­keit ist, das Leben zu sehen?

Es geht nicht um Ver­drängung der Be­dro­hun­gen, denen wir uns gegen­über­sehen, son­dern um die Frage, wie wir mit ihnen um­gehen. Ob tiefer Ernst die einzig mögliche Sicht­weise ist.

Es bedarf einer gewissen Anstrengung, das zu ändern. Heiterkeit kann man nicht als Tablette ein­nehmen, nicht bei Amazon bestellen und auch nicht bei einem Urlaubs­veranstalter buchen.

Aber man kann sich frei machen von Erwar­tungen, vom Über­maß, von Selbst­über­forde­run­gen. Nachsichtig sein, anderen gegen­über und sich selbst.

Wir könnten das, von dem wir möchten, es möge in der eigenen Welt sein, erst mal in die Welt der anderen tragen. Interesse, Neugier, Zuge­wand­theit, Wohlwollen. Trost.

Das hieße auch: die Untröst­lichkeit akzep­tieren, Möglich­keiten sehen, freie Räume. Das Leben als das sehen, was es eben auch ist: ein Spiel.

Wie das laut Axel Hacke auch in schwierigen Zeiten gelingen kann und was Sigmund Freud und Loriot über Heiter­keit zu sagen haben, das lesen Sie in der aktuellen Aus­gabe der ZEIT.

Sources

Credits

Text: Axel Hacke
Titelbild: Jean-Jacques Sempé, aus dem Buch: Sempé in New York, © 2009 Diogenes Verlag AG, Zürich
llustration: Jean-Jacques Sempé, aus dem Buch: »Kindheiten«, © 2012 Diogenes Verlag AG, Zürich
Grafik und Animation: Jan Schwochow
Produktion: Frederik Seeler, Nele Justus, Christian Krug

Contact

Scrollytelling GmbH

Bahrenfelder Steindamm 34

22761 Hamburg, Germany